Menschen bei BRANDAD Systems, Ausbildung
Back to school. Die Steinzeit ruft! – Ein Auszubildenden-Beitrag.
Präsenzunterricht in der Berufsschule und warum sich dieser Schritt für unsere MarCom-Auszubildende Melodi anfühlt wie ein Ausflug in die Steinzeit.
Ja, endlich wieder soziale Kontakte, endlich wieder die Mitschüler, Mitschülerinnen und Lehrkräfte persönlich sehen. Endlich raus aus der Jogginghose. Endlich weg vom Bildschirm. Endlich wieder einen Kugelschreiber in der Hand. Endlich wieder alles auf Papier. Endlich wieder das „alte Unterrichtsformat“ in Präsenz.
Aber was geschieht mit all den erlernten Fähigkeiten und Tools, die wir mit Beginn der Pandemie erst verwünscht und schließlich lieben gelernt haben? Mit den eingekauften Lizenzen für Teams & Co.? Mit der digitalen Unterrichtsgestaltung?
Warum wir eben jene Fähigkeiten nicht verlernen sollten und wieso gerade jetzt die Dringlichkeit der Digitalisierung der (Berufs-)Schulen über die Pandemie hinaus vorangetrieben werden muss? Das hat viele Gründe. Ein ganz praktischer zum Beispiel:
Gerade für junge Erwachsene, die eine Berufsschule außerhalb ihres Ausbildungsstandortes besuchen, war Homeschooling eine Erleichterung. Die „Heimkinder“ sparten sich die Übernachtung in der für sie zur Verfügung gestellten Unterkunft während des Blockunterrichts – ebenso wie die zeitfressende An- und Abreise. Dies änderte sich nun für den letzten Unterrichtsblock.
#backtoschool: ab in den Präsenzunterricht.
Nun saßen wir alle wieder da, insgesamt 19 Berufsschüler und Berufsschülerinnen zusammen in einem Klassenzimmer ohne Mindestabstand und ohne Maske. Wer mochte, durfte diese natürlich auflassen. Natürlich wurden wir zwei Mal pro Woche getestet und zu unserem Schutz befand sich ebenso ein Messgerät zur Überprüfung des CO2-Grenzwertes im Klassenzimmer. Aber es fühlte sich einfach komisch an. Kein richtiger Übergang, viel mehr ein harter Cut. Von der digitalen Welt zurück in die Steinzeit.
Block und Stifte raus. Blick geradeaus auf die Lehrkraft. Weg von der PowerPoint-Präsentation wieder zurück zu Dokumentenkamera mit beschrifteter Klarsichtfolie. Wem es hier an Visualisierung fehlt, der darf sich das ganze wie bei einem Overhead-Projektor vorstellen, nur dass das Papier live auf einer Beamer-Tafel übertragen wird.
In mir regten sich dazu gemischte Gefühle: Einerseits freute ich mich, wieder unter Menschen zu sein, andererseits fragte ich mich, ob dass der richtige Ansatz sein kann, so einfach wieder alles zurück zum Alten.
Natürlich reicht ein reines Homeschooling-Format nicht aus, um jeglichen Unterrichtsstoff bestmöglich abzudecken. Gewisse Fächer und Lerninhalte lassen sich nun mal besser vor Ort beschulen. Auch das soziale Miteinander geht hierbei in gewisser Hinsicht verloren, ebenso der wichtige pädagogische Aspekt, unter dem eine Lehrkraft face-to-face mit den Lernenden interagieren und ihnen helfen kann.
Mein Wunsch für die Zukunft, vor allem an einer Medienschule: Platz für hybride Unterrichtsstunden schaffen. Gerne auch in Form eines Pilotprojekts, welches sich über einen Unterrichtsblock von zwei Wochen erstreckt. Hierbei bedarf es aber auch der Bereitschaft seitens der Lehrer und Lehrerinnen sowie der Schulleitung. Hier könnte angestrebt werden, dass gewisse Fächer für zwei Tage in der Woche hybrid unterrichtet werden, sodass sich Schüler und Schülerinnen von daheim aus digital zuschalten können – oder auf Wunsch das Klassenzimmer physisch besuchen. Ist ein solches Projekt das Wagnis wert oder sollten wir uns die Teams-Software auf Abruf warmhalten? Woran liegt es, dass wir so vehement am „alten Präsenzunterricht“ so festhalten?
Über die Autorin oder den Autor:
Als auszubildende Kauffrau für Marketingkommunikation steht Melodi am Anfang ihrer Marketing-Laufbahn. Aber das hindert sie natürlich nicht daran, andere zum Nachdenken anzuregen. Alles einfach hinnehmen, gibt es bei ihr nicht.